Zeitfressend war vor allem der Filmtransport. Die "MAZ" (Magnetische Bildaufzeichnung) wurde erst ab Juli 1959 eingesetzt. Bis dahin mußte das belichtete Material jeweils per Fahrrad, Auto, D-Zug oder Flugzeug zum Sendestudio geschafft werden. Nach einem Fußballfinale, wie 1953 in Stuttgart, mußte der Kameramann mit den Filmrollen persönlich per Nachtzug nach Hamburg fahren. Nur so war gewährleistet, daß die Tagesschau bereits 24 Stunden (!) später über das Endspiel berichten konnte. Im Sommer 1953 konnte sich die Tagesschau mit Jan-Thilo Haux endlich einen eigenen Kameramann leisten. Stets auf Achse, begleitete er Adenauer nach Wien oder Lübke nach Kalkutta. Gerade Lübke war nicht immer sendefähig, wie er schnell feststellen mußte.Eigenes Filmmaterial machte die Tagesschau zunehmend unabhängig von der Wochenschau. Am Abend des 17. Juni 1953 etwa konnte der NWDR selbstgedrehtes Material vom Ostberliner Volksaufstand senden. Das brachte Renommée.Vom Führungswechsel zu Hans-Joachim Reiche 1960 versprach sich der NDR eine Professionalisierung seiner Nachrichten. Bereits ein Jahr zuvor, am 2. März 1959, hatte man sich von den reinen Filmnachrichten verabschiedet. Ein eigener Wortnachrichtenblock, gelesen von einem leibhaftigen Nachrichtensprecher, ergänzte jetzt die Filme. Premiere für Karl-Heinz Köpcke, den ehemaligen Bremer Schulfunksprecher. "Meine Person ist unwichtig" pflegte der hanseatisch-korrekte Köpcke auf Fragen zu antworten. Unauffällig versah er seinen täglichen Dienst "im Tempel der Wahrheit" (Focus). Als Mann ohne Miene verlas er ungerührt Blätter mit Flugzeugabstürzen, Wahlniederlagen oder Präsidentenmorden. Liebesbriefe bescheinigten dem Hausfrauen-Schwarm bald: "Ich muß Ihnen sagen, daß Sie von allem, was kreucht und fleucht am Bildschirm, der Angenehmste sind." (Höfer, 1973).

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