Rare Versprecher wie "Bundesaußenseiter Willy Brandt" schadeten ihm weniger als sein berüchtigtes Blätter-Rascheln oder ein paar Stotterer. Dann titelten Boulevardblätter gleich: "War Köpcke blau?". Das fragten sich 1974 auch die Leser seines Romans "Bei Einbruch der Dämmerung". Dort fanden sie nackte Nachrichten wie: "Zwei üppige Brüste machten paradoxerweise Männchen". Der Anchorman der ARD wurde in 28 Jahren Dienstzeit zum Markenzeichen, bekannter als die Lottofee. Klock 8 erschienen "Mr. Tagesschau" und sein Toupet auf der Mattscheibe. 30 Millionen Zuschauer vertrauten jeden Abend seiner Pünktlichkeit, wie auch Cockerspaniel "Tino", mit dem er danach Gassi ging. Jede kleine Änderung im Äußeren, ob Koteletten, Schnauzbart oder Fliege, führte zu Protesten. Das mußte später auch Kollege Wilhelm Stöck am eigenen Bart erfahren. Anfang der Siebziger zog das ZDF alle Register, um das Flaggschiff der ARD zu torpedieren. Seit die "heute"-Nachrichten, samt Abendprogramm, 1973 um eine halbe Stunde vorgezogen worden waren, war jeder fünfte ARD-Zuschauer zum zweiten Kanal gewechselt. "Heute" überflügelte für zwei Jahre gar die Tagesschau. Zur ZDF-Geheimwaffe wurde Wibke Bruhns, die erste Nachrichtenleserin der Republik. Am 12. Mai 1971, in der "heute"-Spätausgabe fast versteckt, vollzog sich die kleine Revolution. Der folgende Wirbel um Wibke - kann eine Frau harte Nachrichten präsentieren? - wiederholte sich als Drama um Dagmar. Die Berghoff führte die Tagesschau erst 1976 in die Emanzipation. Chefsprecher Köpcke wurde im September 1987 nach über 5.000 Sendungen pensioniert. Ein herber Verlust für die Zuschauer. Bei der Trauerarbeit halfen ihnen Werner Veigel und Jo Brauner. Trost fanden die verwaisten Köpcke-Fans jedoch nur im Anblick von Wilhelm Wieben, der Sphinx von der Elbe. Mit den Nachrichtenmagazinen "Tagesthemen" und "heute-journal" versuchten ARD und ZDF ab Januar 1978 "Schneisen durch das Informationsdickicht" zu schlagen (Klaus Bresser, SZ 1998). Beim neuen Infotainment war Persönlichkeit plötzlich Trumpf, gefragt waren jetzt Frauen und Männer mit Eigenschaften, Leute wie Dagmar Berghoff, Dieter Kronzucker, Hanns Joachim Friedrichs oder Ulrich Wickert. Dessen gut getimter Lidschlag bei der Schlußformel "das Wetter" läßt selbst ein Tiefdruckgebiet vergessen.      zurück